Die Praxilogie ?!

Ein bisschen Aufmerksamkeit gegenüber unserem Umfeld führt uns schnell zum Erkennen von Zyklen. Ganz offensichtlich sind die Bewegungen der Himmelskörper und deren Auswirkungen. Die Drehungen der Erde bringen uns Tag und Nacht, der Umlauf der Erde um die Sonne die Jahreszeiten, die Stellung des Monds beeinflusst Ebbe und Flut.

Aber auch in unserem Körper selbst sind die verschiedensten Zyklen beobachtbar, vom regelmäßigen Herzschlag etwa jede Sekunde, bis zu unserem ganzen Leben, von Geburt und Tod können wir Kreisläufe beobachten. Die Zyklen sind eine der wichtigsten Lehren, die die Menschen der Zivilisation von der Natur lernen könnten.

Um so verwunderlicher ist es dann doch, dass wir das Denken in Zyklen genau so wie das Denken in S-Kurven erst mühsam erlernt werden müssen. Auf der einen Seite haben wir die eingebauten natürlichen Zyklen durch künstliche Zyklen ersetzt, das heißt sie verlernt, auf der anderen Seite erkennen wir bei den künstlichen Zyklen oft gar nicht dass sie sich fast regelmäßig wiederholen.

Mehrere Schwierigkeiten erschweren uns den Umgang mit Zyklen. Erstens die mangelnde Erfahrung, die meist Hand in Hand mit fehlendem Erinnerungsvermögen vorkommt. Aber selbst wenn wir die Erfahrung lernen könnten (z.B. aus der Geschichte) dann verdrängen wir gerne die Folgen, in dem wir denken, wir wären so besonders, dass wir von dem Kreislaufprozess nicht berührt werden würden oder dass er gerade bei uns anders ablaufen würde.

Ein weiteres Problem ist das Erkennen von lang andauernden Zyklen, wie sie nun speziell im Wirtschaftsleben vorkommen, vom Schweinezyklus, der einige Jahre dauert, bis zu den Technologiezyklen nach Kontradieff, die sich über Jahrzehnte erstreckten und nun immer kürzer werden. Hier ist nun nur noch mit Hilfsmitteln möglich die Zyklen zu erkennen, weil sie einfach die Lebenserfahrung eines einzelnen Menschen zeitlich überschreiten.

Jeder Kreislauf der realen Welt steht nun zusätzlich in Interaktion mit anderen Zyklen und die Wechselwirkungen sind nun oft gar nicht so klar, was dann zu Paradoxen Reaktionen führt. Mehr darüber im nächsten Abschnitt.

Zwei Maßzahlen kennzeichnen grob Zyklen: erstens die Frequenz und zweitens die Amplituden. Die Frequenz gibt, wie lange ein einzelner Ablauf dauert, die Amplituden bestimmen Minimum und Maximum des Effekts. Wer jetzt nun eine Sinuskurve im Kopf hat, muss diese etwas modifizieren. Reale Großprozessen laufen nicht genau so exakt ab, alle ihre Kenngrößen werden Toleranzen haben, Bereiche innerhalb derer durchaus Schwankungen möglich sind. Und es wird immer wieder Ausnahmen geben, Aussetzer und andere Überraschungen.

Welche abstrakten Lehren können wir nun aus der Existenz von Zyklen ziehen? Als wichtigste Erkenntnis nenne ich die Existenz selbst. Hat man sie erst einmal akzeptiert, dann wird es leicht weitere Lehren zu ziehen. Aber viele Menschen sträuben sich nun mal gegen den ‚Lauf der Zeit', in dem sie eingebunden sind. Sie denken, sie könnten ihn verändern oder sogar aufhalten. Manche von ihnen werden es tatsächlich schaffen.

Aber die Mehrzahl der Menschen ist besser beraten, mit dem Lauf der Zeit zu schwimmen und die darin enthaltene Energie auszunützen. Grob betrachte werden vier Phasen zu unterscheiden sein. Aufschwung, Höhepunkt, Abschwung, Tiefpunkt.

Andere Lehren aus den Zyklen sind die ständigen Wiederholungen, dass es nach dem Höhepunkt bergab geht und nach dem Tiefpunkt bergauf.

Gerade die Wiederholungen machen die Beobachtung von Zyklen so attraktiv. Kann man doch hier wirklich sehr effizient aus der ‚Geschichte lernen'. Aus den Fehlern der Vergangenheit und auch aus den Erfolgsrezepten der früheren Versuche.

Die Zeit des Aufschwung ist die Zeit des Investierens, die Zeit des Risikos, Zeit des Testens und Ausprobierens, Zeit des Wachsens und Lernens. Im menschlichen Leben ist es die Jugend. Wer diese Zeit nicht entsprechend nützt oder nützen kann, wird später unzufrieden sein. In den Jahreszeiten ist es der Frühling, in der Wirtschaft die New Economy.

Es ist aber auch die Zeit der Saat, die Zeit in der die Ernte festgelegt wird. es ist die Zeit der Grundlagen, in dieser Zeit wird das Fundament gelegt, für die weiteren Abschnitte des Lebenszyklus. Aber es ist auch die Zeit, in der Fehler noch korrigiert werden können, Verluste wieder aufgeholt werden können, Neuorientierungen möglich sind. Und es ist die Zeit, sich vom Alten zu trennen.

Für viele wird es die schönste Zeit sein. Andere aber denken an die vielen Unsicherheiten und sind dann froh, wenn sie endlich vorbei ist. Grob betrachtet denke ich sind es beim Menschen die ersten 25 Jahre.

Es kommt dann die Zeit des Höhepunkts, der Zeitraum von 25 bis 40/45. In der Natur ist es die Zeit des Sommers, in der Wirtschaft die Zeit der Hochkonjunktur. Die Zeit der Stabilität, die Zeit des Erfolgs, für viele auch die Zeit der ersten Ernte. Immer noch kann viel riskiert werden, aber es ist alles nicht mehr so unbeschwert.

Die nächsten Zeiträume sind im menschlichen Leben die Zeiträume des Abschwungs. wer vernünftig ist, richtet sich darauf ein. Erntet die Früchte seiner Arbeit, reduziert das Risiko, und erfreut sich eher am Geleisteten. Mit der vorhandenen Erfahrung kann der Genuss erst richtig eingeschätzt werden.

Dieser Herbst ist die Zeit sich auf den Tod einzustellen. Ich meine dies jetzt gar nicht so dramatisch, wie das klingen mag. Ich meine eher, es ist die Zeit des Erkennens, dass das Leben endlich ist.

In unserem Lebenszyklus endet dann unser individuelles Leben. Aber bei den meisten anderen Zyklen wird es einfach eine Zeit der Ruhe, des Besinnens, des neuen Kraftschöpfens sein. Wie früher der Winter bei den Bauern.

Es ist die Zeit, wo man vom Ersparten, vom Vorgesorgten lebt, aber auch die Zeit der Muße, der Kultur. Die Zeit des Schlafes.

Nicht nur die Natur braucht diese Pausen des Aufräumens, des Neubedenkens, auch wir Menschen tun gut daran uns daran zu halten. Und selbst die künstlichen Zyklen brauchen Zeiten der Wartung.

Mit diesen einfachen Bespielen aus dem Leben will ich anregen, über Zyklen anschaulich nachzudenken, ich weiß dass diese Vergleiche oft hinken. Aber wer in Zyklen denkt, blickt besser vorbereitet nach vorne. Er weiß z.B., dass Krisen kommen werden und sorgt entsprechend vor. Er sucht sich für diese Zeiten einen ‚sicheren Hafen', ein warmes Winterquartier, und weiß, dass diese schweren Zeiten auch wieder vorbei gehen.

Auf die Vernetzung von Zyklen will ich hier nicht allzu viel eingehen. Nur darauf, dass gemeinsame Höhepunkte oder Tiefpunkte immer besondere Zeitpunkte sind, die nicht allzu oft vorkommen. Wie bei Sonnen- oder Mondfinsternis sind sie ein Grund, ihnen besondere Beachtung zu schenken. Oder sie vielleicht auch zu feiern.

Zyklen geben uns Vertrauen und Zuversicht. Ihre Existenz tröstet uns und ihre Beobachtung kann uns großen Nutzen bringen. Es lohnt sich, sie in unser Denkrepertoire aufzunehmen und ihre Erkenntnisse immer wieder praktisch anzuwenden.


 

zurück Inhalt weiter


Creative Commons Lizenzvertrag 2013 Dr. Otto Buchegger Tübingen

 

 

Vielen Dank, jede Bestellung über Amazon unterstützt die Praxilogie

 

HOME - Praxilogie Impressum der Praxilogie Email an Otto Buchegger Opa Otto 

Blog Senioren besser verstehen, der Ratgeber für Senioren 

und ihre Betreuer aus Tübingen EUXUS - Reiseberichte 

aus Europa und den USA Buchegger Denkstelle auf www.buchegger.de Die Kunst der Klugheit von Otto Buchegger auf 

www.buchegger.com Die Praxilogie, ein Ratgeber für Lebensmanagement
Der Ewige Garten, ein virtueller Friedhof aus Tübingen SPAPO - Die Spasspost aus Tübingen von Philipp 

Buchegger Link für Amazon Bestellungen YouTube Videos Wikipedia English